Haben Stimmen die Tat befohlen?

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Stimmen haben ihm befohlen seine Frau zu töten. Zu Beginn des Prozesses gegen einen 30-Jährigen, der im Sommer letzten Jahres seine Frau in der gemeinsamen Rosenheimer Wohnung schwerstverletzt hat, hat der Angeklagte heute (DI) vollumfänglich die Tat eingeräumt.

Die Frage, ob das Krankheitsbild einer Psychose des Angeklagten glaubhaft sei, bejahte der behandelnde Arzt aus der Psychiatrie in seiner Zeugenaussage vor dem Landgericht Traunstein. Der 30-Jährige habe ihm von der Tat erzählt. Er habe sehr unter Anspannung gestanden und schlecht geschlafen. Bereits zwei Tage vor der Tat habe er Stimmen im Kopf wahrgenommen, die sagten etwas Schlimmes würde passieren. Mit seiner Frau sei es aufgrund seines Verhaltens immer wieder zu Streitigkeiten gekommen, schilderte der Arzt das Gespräch mit dem Angeklagten. Als die Stimmen immer mehr auf ihn eingedrungen seien, habe er schließlich seine Frau zu Boden geworfen und immer wieder auf sie eingetreten. Im Gang vor der Wohnung sei er dann auf den Nachbarn gestoßen. Auch hier hätten die Stimmen ihm befohlen ihn zu töten.

Jetzt hat auch das zweite Opfer ausgesagt. Der Nachbar, der mit Messerstichen schwer verletzt worden war, habe Streit in der Wohnung über ihm gehört und sei deswegen ins Treppenhaus gegangen. Dort sah er den Angeklagten, der immer wieder geschrien habe „Er hat meine Frau umgebracht!“. Der Nachbar habe sofort gewusst, dass der Angeklagte seiner Frau etwas angetan habe, man habe es in dessen Augen gesehen. Dann sei er nur noch gerannt und habe dann die Messerstiche gespürt. Der Angeklagte wurde sowohl vom Nachbarn als auch von Dozenten der Hochschule, an der er studierte, als ruhig und friedlich beschrieben. Mit ein Grund für die psychischen Schwierigkeiten war wohl ein entscheidender Drittversuch der Abschlussprüfung: Die hat er zwar bestanden, er stand aber unter enormen Druck. Sechs Tage vor der Tat begann er dann, Stimmen in seinem Kopf zu hören, die ihm auch die Tat befohlen haben.