Dubiose Kooperation? Starbulls Rosenheim verleihen Norman Hauner zum EHC RB München!
Dass die Starbulls Rosenheim in dieser DEL 2-Saison von Verletzungen geplagter sind, als in früheren Jahren, daran haben sich Verantwortliche und Fans schon gewöhnen müssen. Umso mehr sorgte am Wochenende das Fehlen des derzeit besten Rosenheimer Torjägers (14 Treffer in 26 Spielen) Norman Hauner für Fragezeichen. Der lief nämlich zeitgleich für den EHC RB München gegen Hamburg aufs Eis.
Die Erklärung lieferte Starbulls-Trainer Franz Steer in der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Crimmitschau: Die Verantwortlichen des EHC Red Bull München hatten angefragt, ob die Rosenheimer ihren besten Stürmer für ein Wochenende „ausleihen“ würden. Nach Rücksprache mit seiner Vorstandschaft und den anderen „Führungsspielern“ der Starbulls erteilte Franz Steer die Freigabe für eine Förderlizenz. Er begründete diese Maßnahme ausführlich damit, dass man dem Stürmer die weitere Zukunft nicht verbauen will und auch mit der etwas entspannteren personellen Situation: „Mir war wichtig, dass wir mit vier Reihen spielen konnten“.
Bereits hier kochte schon die Rosenheimer Fanseele, ist der EHC Red Bull München nicht erst seit seiner Kooperation mit dem Salzburger Dosenkonzern ein „rotes Tuch“ für die Starbulls-Anhänger.
Dabei gibt es seit Jahren im Nachwuchsbereich eine Zusammenarbeit beider Organisationen. Auch in Sachen Förderlizenzen ist eine Kooperation nichts Neues. So wurde zwar bisher tunlichst vermieden, von einer offiziellen Förderlizenzvereinbarung zu sprechen, andererseits wurden in dieser Saison wochenlang die Backup-Goalies Timo Herden und Hannibal Weitzmann nach München ausgeliehen.
Merkwürdig ist nur die Tatsache, dass Franz Steer, der nach eigenen Worten nicht verlieren kann und möchte, ausgerechnet seinen besten Torschützen freiwillig abgibt. Dabei gibt vielleicht die „Wortwahl“ des Rosenheimer Trainers Aufschluss. Er sagte nicht „Ich habe zugestimmt“, sondern „In Absprache mit der Vorstandschaft haben wir entschieden…“.
Das ist bereits das zweite Mal, dass sich der Trainerfuchs öffentlich zum Buhmann macht, sich aber dabei vor seine Vorstandschaft stellt. Beim Playoff-Viertelfinale der vergangenen Saison gegen Landshut wurde ihm für die Pressekonferenzen ein Maulkorb verpasst. Steer hat’s offiziell akzeptiert, aber im wahrsten Sinne des Wortes „böse Miene zum schlechten Spiel“ gemacht.
Genau so sah sein Gesicht auch nach der Sonntags-Niederlage beim Tabellenletzten ESV Kaufbeuren aus. Hier fehlten im Gegensatz zum Freitagspiel zwei weitere Stürmer: Max Hofbauer hatte Grippe und auch Leopold Tausch war nach einer Verletzung nicht einsatzfähig. Somit konnten die Rosenheimer nur mit drei Reihen im Allgäu antreten. In der Pressekonferenz darauf angesprochen, wie sehr er sich denn jetzt ärgere, dass er mit Norman Hauner seinen besten Torschützen „freiwillig“ abgestellt habe, antwortete Franz Steer nur patzig: „Gegen Kaufbeuren ist es nicht spielentscheidend ob wir einen jungen Spieler wie Hauner dabei haben, oder nicht“. Das grimmige Gesicht des ohnehin schon etwas bärbeißigen Trainers verhinderte jede weitere Nachfrage.
Etwas deutlicher wurden einige „Edelfans“ (diesbezüglich ist Rosenheim wohl doch ein Dorf) mit Beziehung zum Umfeld der Mannschaft. Die verwiesen prompt auf die sehr offensichtliche wirtschaftliche Verflechtung zwischen den Starbulls Rosenheim und dem EHC Red Bull München. Starbulls-Brustsponsor Servus TV ist eine hundertprozentige Tochter von Red Bull. Und nachdem im Bayern immer noch das geflügelte Wort „wer zahlt, schafft an“ gilt und Salzburg ja 600 Jahre zu Bayern gehörte ist die Argumentation der Einflussnahme durch den Hauptsponsor entweder „aktiv“ oder als „vorauseilender Gehorsam“ der Starbulls nicht von der Hand zu weisen. Das wird sogar mehr oder weniger öffentlich bestätigt, sagte doch der Rosenheimer Trainer wörtlich „wir sind hier in die Vorleistung gegangen“. Fragt sich nur, warum diese mehr als überlegte Wortwahl und warum wird nicht mit offenen Karten gespielt? Der Fanprotest ist so und so nicht zu verhindern. Aber was interessiert der zahlende Fan? Bei einer ernüchternden durchschnittlichen Besucherzahl von 2.300 Zuschauern pro Heimspiel ist der Etat für ein Spitzenteam in der Liga nicht ohne die Hilfe von Sponsoren zu stemmen. Und auf die Finanzspritze aus Salzburg möchten wohl auch in Zukunft weder die Starbulls noch die Rosenheimer Fans verzichten.
Für Spannung am nächsten Wochenende ist jedenfalls schon gesorgt. Sicherlich geht der erste Blick auf den Spielberichtsbogen ob Norman Hauner für Rosenheim oder für München spielt. Dass der Weg des Rosenheimer Torjägers in der nächsten Saison sicher in den DEL führt, daran zweifelt aber auch in Rosenheim niemand.
Stephan Mikat